Drei Wochen als Zahnarzt in der Mongolei

Dr. Helmut Hering leitet seit über 20 Jahren den Chor der Matthäuskirchengemeinde, ist aktiver Sänger der Kurhessischen Kantorei und hat in der Marburger Kirchenmusikszene in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Projekte mit auf den Weg gebracht.

Nach dem Abschied aus seiner Niederweimarer Zahnarztpraxis im Frühjahr diesen Jahres hat er seine Ruhestandsjahre mit einem großen Abenteuer begonnen: ein mehrwöchiger ehrenamtlicher Einsatz als „Zahnarzt ohne Grenzen“ in der Mongolei. Wir haben ihn gebeten, in dieser KiM ein wenig von seinen Erfahrungen zu berichten.

Wer mehr von seinem Mongolei-Abenteuer erfahren und die dazugehörigen Bilder sehen möchte, hat dazu am 15. November ab 19.00 Uhr im Gemeindehaus der Matthäuskirchengemeinde in Ockershausen (Borngasse 1) Gelegenheit.

 

Drei Wochen als Zahnarzt in der Mongolei

 

Eine erholsame Urlaubsreise sollte es nicht werden, aber doch eine Reise, an deren Ende ich erfüllt
von starken Eindrücken nach Hause zurückkehrte. Ich reiste im Zuge einer Hilfsaktion der Organisation „Zahnärzte ohne Grenzen“ in die Mongolei.  Gemeinsam mit drei  jungen Kollegen
flog ich Ende Juli für drei Wochen in dieses so ferne Land, fern vor allem aus unserem Bewußtsein, lesen wir doch höchst selten einmal Nachrichten aus dieser fremden Welt  in unseren Zeitungen.

Von der Hauptstadt aus wurden wir in einer vielstündigen Fahrt mit einem Jeep in das einsame Grasland der Nomaden gefahren, etwa 300 km südlich von UlanBaatar. Die Mongolei , fast fünfmal so groß wie die Bundesrepublik, hat weniger Einwohner als Berlin.  Die weitaus meisten Menschen leben in der Millionenstadt UlanBaatar,  die übrigen verteilen sich auf das deshalb äußerst dünn besiedelte Land.

Die  zahnärztliche Versorgung ist schwierig:  außerhalb der weit verstreuten  kleinen Städtchen  haben die nomadisch lebenden Viehzüchter, die zur Schonung und Pflege des Graslandes mit ihren Herden von Weideland zu Weideland ziehen, kaum die Möglichkeit, einen Zahnarzt aufzusuchen. Das liegt nicht allein an den großen Entfernungen, die sie zu überbrücken haben, sondern daran, daß es außerhalb der Hauptstadt in diesem riesigen Land nur etwa 300 Zahnärzte gibt.

Und so sahen wir uns in zwei kleinen Krankenhäusern einem erdrückenden Patientenzustrom gegenüber.  Der Zahnzustand war teilweise desaströs, vor allem bei Kindern mußten wir in einem Umfang nicht mehr zu erhaltende Zähne, darunter nicht nur Milchzähne, entfernen, wie wir es in Deutschland gottlob nicht mehr kennen.

So war es gut, daß wir vielen Menschen in einer gesundheitlichen Notlage helfen  konnten, aber gleichzeitig mußten wir erkennen, dass unser Arbeitseinsatz  viel zu kurz war und in der Summe nur den Tropfen auf den heißen Stein bedeutete.

Überwältigend empfanden wir die Dankbarkeit der Nomaden, wir lernten ihr hartes Leben kennen, das sie mit einer bewundernswerten Fröhlichkeit bewältigen, wir begegneten ihnen und ihren teilweise archaischen Gebräuchen in authentischer  Weise, hörten ihre Gesänge, nahmen ihre Religiosität wahr, die geprägt ist von einer Mischung aus Buddhismus und Schamanismus,  wir tranken ihre vergorene Stutenmilch, aßen das Fleisch ihrer geschlachteten Tiere,  wobei wir nicht immer  die angebotenen Speisen als wahren Genuß  empfanden,  doch stets war all dies Ausdruck einer selbstlosen Gastfreundschaft.

Es sind diese menschlichen Begegnungen, die uns besonders erfüllten, und es ist das starke Erleben der Ruhe und Einsamkeit, ja der schier unendlichen Größe und Weite des Graslandes, das uns beeindruckte.  Und es erging uns bei diesem humanitären Einsatz  so,  wie anderen Helfern auch: wir kamen als Beschenkte zurück.

 

 

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