Der alte Taufstein kehrt zurück

Als am 1. Advent 1949 der  erste Neubau einer Kirche nach dem Krieg in Marburg in Ockershausen in der alten Schulgasse eingeweiht wurde, fand dort ein von der Firma Pfaffrath gestifteter Taufstein seine Aufstellung. Die künstlerische Gestaltung, eine achteckige Form mit den in Stein gemeißelten vier Evangelisten an vier Seiten, wurde als ein echtes Schmuckstück empfunden in dem sonst sehr schlicht gehaltenen „Kirchsaal“, wie die Ockershäuser schon sehr bald ihrer Kirche den Namen gaben.

In der großen Aufbruchsstimmung nach der Währungsreform wuchs auch in Ockershausen die Bevölkerungszahl sehr rasch. So hatte man schon nach zehn Jahren erste Überlegungen eine größere Kirche zu bauen, die dann auch 1963 eingeweiht wurde. Nach den Vorstellungen der Architekten Wild und Häseler und der Zustimmung durch den Kirchenvorstand mit dem damaligen Pfarrer Lacher wurde dieser wunderschöne Taufstein nicht in die neue Kirche übernommen. Seither fristete er über lange Jahrzehnte hinweg ein wenig rühmliches Dasein an verschiedenen Plätzen auf dem Außengelände der Kirche, bis er schließlich ganz verschwand.

Vor zwei Jahren nun wurde vom Kirchenvorstand unter Beteiligung beider Pfarrer ein Ausschuss gegründet, der sich mit der Innengestaltung der Kirche beschäftigte. Nach eingehenden Beratungen und gründlichem Abwägen war sich der Ausschuss schließlich einig, dass es gut sei, dem Taufgeschehen im vorderen Bereich der Kirche links neben dem Altar einen festen Ort zu geben. Bei der Frage nach der Gestaltung dieser neuen „Taufecke“ kam die Erinnerung an das alte Sandsteintaufbecken ins Spiel, das die meisten Ausschussmitglieder ja noch gar nicht kannten. Nach dessen Inaugenscheinnahme schlug der Ausschuss dem Kirchenvorstand vor, das alte Sandsteintaufbecken als Zentrum einer neuen „Taufecke“ in die Kirche zurückzuholen. Diesem Vorschlag schloss sich der Kirchenvorstand einstimmig an.

Da dem Taufstein der Unterbau fehlte, - im „Kirchsaal“ war er auf einem schlichten gemauerten Backstein-Unterbau gestellt, - wurde die „Kunstschmiede-Werkstatt Schönwand“ in Nordeck beauftragt, einige Entwürfe für einen Unterbau vorzulegen. Aus drei Entwürfen haben sich Ausschuss und Kirchenvorstand dann für jenen Entwurf entschieden, der nun in der Kirche zu bestaunen ist: ein Untergestell aus schwarzem Eisen in einer filigranen Leichtigkeit, natürlich unter Berücksichtigung des 3,5 Zentner schweren Taufbeckens.

Am 1. Advent des vergangenen Jahres, also genau 62 Jahre nach Gründung der Kirchengemeinde und 61 Jahren nach Einweihung des „Kirchsaales“ mit dem Sandsteintaufbecken ist der Gemeinde in einem kleinen Festakt während des Gottesdienstes diese neue Aufstellung vorgestellt worden: eine glückliche und gelungene Synthese zum Kirchenraum und den verwendeten Materialien.  

(Text: Eckhard Weber)

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